Suchmaschinen

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Beim Besuch des Internets nutzen die meisten Menschen eine Suchmaschine. Nur ein Bruchteil der Nutzenden gibt direkt eine Webadresse wie www.beispiel.de ein. Ein Anbieter dominiert mit um die 80 Prozent weltweiten Marktanteil: Google. Nahezu jeder kennt diesen Begriff, selbst im Duden findet sich heute das Wort googeln. Das Unternehmen gehört praktisch zum Alltag und hat sich wie kaum eine andere Marke in unserem Leben integriert. Die wenigsten Menschen jedoch fragen sich, wie sich der Suchriese überhaupt finanziert und welche Risiken und Probleme bei der Nutzung bestehen, warum das US-Produkt mit Sicherheit nicht die beste Suchmaschine ist.

Zurück in die 1990er

Es ist kaum vorstellbar, dass das Internet und Google noch nicht so alt sind, so omnipräsent sind sie. Alles beginnt 1996 an der Stanford Universität, als die zwei Informatiker Larry Page und Sergey Brin die Website BackRub in Betrieb nehmen. Vermutlich ahnten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie einige Jahre später eines der erfolgreichsten Technikunternehmen führen würden. Am 15. September 1997 war es so weit, Page und Brin brachten die Website Google online. Eigentlich als Forschungsarbeit angedacht, verarbeitet die Website inzwischen etwa drei Milliarden Suchanfragen pro Tag und ist in über 170 Sprachen weltweit erreichbar.

Alphabet

Jedem dürfte klar sein, dass ein solch großes Unternehmen nicht mehr nur eigenständig aus einem Wohnheim für Studierende geführt werden kann. Google wird von der Google LLC betrieben, welche wiederum zur XXVI Holdings Inc. gehört. Diese wiederum ist ein Tochterunterhmen der Alphabet Inc. Der Konzern wurde viele Jahre von den Entwicklern selbst geführt. 2019 gaben Brin und Page bekannt, dass sie sich aus dem operativen Geschäft der Firma zurückziehen wollen. Seither ist Sundar Pichai der Geschäftsführer. Zum Milliardenkonzern gehören heute auch Plattformen wie YouTube, Nest, der Browser Chrome oder das Betriebssystem Android.

Kostenlos?

Auch Alphabet muss Gewinn erwirtschaften und seinem Personal monatlich Gehalt zahlen, obendrein ist die Infrastruktur hinter der Suchmaschine alles andere als günstig zu betreiben. Stellt sich nur die Frage, wie sich das alles finanziert und offenbar so gut rechnet, dass Alphabet eines der finanziell erfolgreichsten Unternehmen der Welt werden konnte. Die Nutzenden selbst zahlen zumindest nicht mit Geld für ihre Suchanfragen. Das Geschäftsmodell der Suchmaschine basiert auf kontextbasierter und personalisierter Werbung. Am Ende sammelt die Firma zahllose Nutzungsdaten, wertet diese ins Detail aus und schafft es so, über die Suchmaschine hinweg hochgradig präzise Werbung auszuspielen. Bei jedem Klick auf Werbung klingeln dann die Kassen.

Das Problem mit dem Datenschutz

Google ist für viele die Eintrittskarte ins Internet und hat damit auch einen extremen Einfluss auf das Verhalten und damit auch auf das Kaufverhalten der Konsument:innen. Wer weiß, wie die eigenen Nutzenden ticken, kann sie wie eine Ressource ausbeuten. Ein häufig verwendetes Geschäftsmodell in der digitalen Welt, von Google mehr als perfektioniert. Die Liste der Daten, die der Dienst erfasst, ist lang und würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Hier ein Auszug aus der zum Zeitpunkt des Artikels aktuellen Datenschutzerklärung mit Stand vom 16. September 2024:

  • Browserverlauf
  • Einstellungen des Browser
  • Mobilfunkanbieter
  • IP-Adresse
  • Systemaktivitäten
  • Kaufaktivitäten
  • Sprach- und Audiodaten
  • Suchbegriffe
  • Verwendung von anderen Internetseiten, die Google-Dienste im Hintergrund nutzen
  • u. v. m.

Selbst verständlich werden auch die Suchanfragen selbst verwertet. Und wer sich hier überlegt, was alles in Google eingegeben wird, der stellt schnell fest: Oh Schreck. Wer beispielsweise nach „Lefax“ sucht, dem kann der Konzern durchaus unterstellen an Blähungen zu leiden. Keine Information die ein US-Unternehmen besitzen sollte. Aus allen Daten zusammen lassen sich zahllose Informationen über das Verhalten, die Interessen, Kontakte, Vorlieben und das Leben der Nutzenden ziehen. In falschen Händen können solche Daten schnell gefährlich werden. Auch Google kann sie missbrauchen, etwa bei der Sortierung von Suchergebnissen oder dem Anzeigen von Produkten. Da ein Großteil der Anwender:innen nur die ersten Ergebnisse der Suche anklicken, hat Google massiven Einfluss auf die Informationen, die Menschen erhalten. Auch Kaufentscheidungen können extrem beieinflusst werden. Eine sehr gefährliche und kritisch zu beatrachtende Situation. Weiterhin baut Google mit Google Ads auch noch auf Werbung auf anderen Websites und stärkt somit seinen finanziellen Erfolg und seine Marktmacht.

Alternativen

Wer sich nicht dem „System Google“ ausliefern möchte, hat heute eine recht große Anzahl an Alternativen vor sich. Viele Suchmaschinen sind jedoch weit nicht so bekannt wie der Platzhirsch. Ein Großteil leistet aber genauso gute Arbeit, wenn nicht sogar bessere. Wie bei allen Anwendungen bietet es sich hier für Menschen mit Wohnsitz in der EU an, auf einen europäischen Dienst zu setzen. Diese müssen sich strikt an das strenge europäische Recht halten und „US-Spionagegesetze“ wie der Freedom Act oder Patriot Act finden keinen Halt. Auf den ersten Blick klingt das alles gut, nur wie finanzieren sich dann solche Dienste? Nicht etwa durch ein monatliches Abo-Modell? Werbung kann auch anders funktionieren: Kontextbasiert. Das heißt, dass die Werbeanzeigen nicht mehr auf den Interessen und Daten der Menschen basieren, sondern auf dem Kontext. Gibt jemand beispielsweise „Hund“ ein, so würde Werbung für Hundefutter eingeblendet. Auch hier lässt jeder Klick auf die Werbung die Kasse des Unternehmens klingeln. Leider ist dieses System wirtschaftlich gesehen deutlich weniger sinnvoll, da Werbung weniger zielgerichtet ausgespielt werden kann. Dennoch reicht es problemlos aus, um Suchmaschinen zu betreiben, die unsere Privatsphäre respektieren und kein Interesse daran zeigen, unsere intimsten Geheimnisse zu speichern uns auzuwerten.

Startpage

Startpage sitzt in den europäischen Niederlanden. Der große Vorteil und gleichzeitig Nachteil der Suchmaschine ist, dass sie die Suchergebnisse von Google ausgibt, dabei aber die Privätsphäre der Menschen schützt. Die Website funktioniert wie eine Art Anonymisierer und reicht die Anfragen an Google durch. Dabei werden keinerlei Nutzungsdaten erfasst oder weitergegeben. Jedoch besteht so eine Abhängigkeit zum Tech-Konzern. Die Stiftung Warentest erklärte den Anbieter dennoch 2019 zum Testsieger der Suchmaschinen mit Verweis auf die sehr gute Datenschutzerklärung. Startpage nutzt kontextbasierte Werbung zur Finanzierung. Neben der Suchmaschine bietet das Unternehmen dahinter, Startpage B.V., auch noch einen E-Mail-Dienst und die anonyme Ansicht von Internetseiten an.

Qwant

Auch Qwant kommt aus Europa, um genau zu sein aus der französischen Hauptstadt Paris. Die Suchmaschine nutzt einen eigenen Suchindex und verfolgt seine Nutzenden ebenfalls nicht. Die Suchergebnisse sind meist von hoher Qualität und lassen sich durchaus im Alltag gut gebrauchen. Durch die Unabhängigkeit von Google wird ein durch und durch europäisches Produkt genutzt. Einen Haken hat die Suchmaschine jedoch, schon seit 2014 hat der Verlag Axel Springer nicht geringe finanzielle Anteile am Unternehmen. Mit Qwant Junior gibt es noch eine Suche speziell für junge Menschen. Dabei werden etwa pornografische Inhalte konsequent nicht angezeigt. Das Unternehmen arbeitet derzeit an einer KI zur Internetsuche.

Brave

Unabhängig von diesen beiden europäischen Optionen gibt es noch Brave. Die Firma sitzt allerdings in den USA, was ein deutlich negativ zu bewertender Punkt ist. Auch hier nutzt man einen eigenen Suchindex. Inzwischen gibt es zudem wirklich praktische Zusatzfunktionen, etwa die Nutzung von KI-Zusammenfassung und Antworten. Diese wiederum setzen auf durch Brave gehostete Modelle.


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